In einem narzisstischen Familiensystem aufgewachsen zu sein bedeutet, dass man in einem „Spinnennetz“ voller Leid gefangen war, aus dem man sich als Kind nicht befreien konnte.
Narzisstische Eltern wirken wie böse Geister so sehr auf ihr/e Kind/er ein, dass diese sich oft auch als Erwachsene noch so fühlen, als wären sie emotional in einem Kerker gefangen. Angst, Schuld und Scham sind auch dann noch ihre ständigen Begleiter – wenn auch evtl. über einen langen Zeitraum unbewusst.
Menschen, die in einer narzisstischen Familie aufgewachsen sind, wo psychische und oft auch physische Gewalt ausgeübt wurde, leiden oft noch Jahrzehnte später unter einer (komplex)posttraumatischen Belastungsstörung.
Führt man sich vor Augen, dass Soldaten nach einem Kriegseinsatz oft diese Diagnose erhalten, kann man sich in etwa vorstellen, auf welch einem Schlachtfeld sich ein Kind befindet, dass dieser Dynamik ausgesetzt ist.
Auch wenn es ein gesamtes narzisstisches System gibt (Großeltern, Tanten, Onkel ect) ist man als Kind in erster Linie auf die Eltern angewiesen, die in diesem System auch schon aufgewachsen sind. Haben diese die Dynamik nicht erkannt und unterbrochen, geben sie es ungefiltert an ihre Kinder weiter.
Wie der Tag für die gesamte Familie abläuft hängt grundsätzlich von dem emotionalen Zustand bzw. der Zufriedenheit oder auch Unzufriedenheit des narzisstischen Elternteils ab. Ist dieser Elternteil emotional so instabil, dass er oder sie (oder auch beide) unkontrolliert Agressionen ablässt (sei es verbal oder durch Schlagen), dann ist das für ein Kind ein Zustand, der im Grunde gar keine passenden Worte findet.
Ein Kind, dass in einer narzisstischen Familie aufwächst, weiß nie seine engsten Bezugspersonen einzuschätzen. Die Bedürfnisse des narzisstischen Elternteil sind immer wichtiger als die Bedürfnisse des Kindes.
Anstatt Liebe, Emphatie, Rücksichtnahme und Unterstützung bekam man Ablehnung, Kritik, Abwertung, emotionale Erpressung, Manipulation und im schlimmsten Fall Schläge.
Wenn wir noch klein sind, dann hinterfragen wir das alles nicht. Ein Kind versteht nicht, warum es jetzt angeschrien, in sein Zimmer gesperrt, bedroht oder geschlagen wird – doch wenn es immer wieder passiert, dann wird das Kind verinnerlichen, dass mit ihm etwas nicht stimmt, dass es falsch und ungeliebt ist.
Wurde man in eine narzisstische Familie hineingeboren war es nicht möglich, dass man eine emotionale Bindung zu seinen Eltern aufbauen konnte. Denn diese Eltern waren selbst emotional so unreif, so dass sie ihr Kind/ihre Kinder als Projektionsfläche für all ihre Wut, ihren Hass und ihr mangelndes Selbstwertgefühl benutzt haben – und nie als ein liebenswertes Geschenk Gottes ansehen konnten.
Die Launen einer narzisstischen Mutter oder eines narzisstischen Vaters einschätzen zu können und diese ständige Unberechenbarkeit bedeutet für ein Kind DAUERSTRESS!
Kinder, die in solch einem Umfeld aufwachsen sind oft völlig verwirrt, da von den Erwachsenen nach Außen, in den meisten Fällen, ein Bild der „perfekten Familie“ präsentiert wird, doch hinter verschlossenen Türen leiden sie oft still und ertragen diese Hölle.
Doch so lange wir klein sind wissen wir nicht, dass all das NICHT NORMAL ist und diese Art, wie wir behandelt werden NICHTS mit Liebe zu tun hat!
Wir saugen all das, was uns von unserem Umfeld vermittelt wird, wie ein Schwamm auf. Da wir ja als Kind glauben, dass die „Großen“ alles richtig machen verankern wir in uns, dass DAS Liebe ist.
In einem narzisstischem Umfeld aufzuwachsen bedeutet, dass liebevolle Gefühle nie Raum hatten und es nie wirklich gewollt war, dass das Kind WIRKLICH selbstständig wird – im Gegenteil. Ganz gleich wie sehr sich das Kind bemühte, es sehr wurde als Projektionsfläche ihrer Wut missbraucht.
In einem solchen Umfeld ist die Gefahr leider auch sehr groß, dass „verdeckte Narzissten“ sich im wahrsten Sinne des Wortes so richtig „austoben“. Denn dort, wo sie ihr „Reich“ markiert haben, leben sie ihre „Macht“ aus. Sie bestimmen die Regeln und sagen wie alles zu laufen hat. Sie legen fest, wie man sich zu verhalten hat – und wehe, es wagt sich jemand aus der Reihe zu tanzen – doch nach Außen wird der Schein der harmonischen Familie gewahrt.
Immer dieses Gefühl zu haben, dass egal was man tut es nie ausreicht um die Eltern (Familie) zufrieden zu stellen, erzeugt einen wahnsinnigen Druck auf ein Kind. Vollgepackt mit Schuld- und Schamgefühlen, sich innerlich einsam zu fühlen und nach Außen den schönen Schein zu wahren, dass ist für eine Kinderseele kaum auszuhalten.
Eine „Überlebensstrategie“ ist, sich all dem anzupassen und sich dahingehend zu entwickeln, dass man nicht auffällt und immer versucht es ALLEN recht zu machen.
Man macht sich als Kind „unsichtbar“ um ja nicht die Agressionen auf sich zu ziehen und versucht alles richtig zu machen, damit die Familie – vor allem der narzisstische Elternteil – erkennt, wie liebenswert man ist. Bleibt diese „Strategie“ unerkannt, dann führt man diese auch als Erwachsene oft Jahrzehnte lang weiter und man wird sich auch als Erwachsener immer wieder in toxischen Verbindungen wiederfinden, in den man sich ausbeuten und klein machen lässt.
Doch hat man als Kind eine richtig starke Seelenkraft mitgebracht und lehnt sich irgendwann gegen all diese Tyrannei auf, dann gibt dieses narzisstische Familiensystem – auch wenn man längst erwachsen ist – ALLES um Dich klein zu halten und zu brechen.
So ist man auch als Erwachsener oft immer noch der Überzeugung, dass Menschen gefährlich sind und man ihnen nicht trauen kann. Mit solch einem Glaubenssatz ist es verständlicher Weise sehr schwer gesunde und liebevolle Verbindung aufzubauen.
Da diese typischen Konstellationen von „Goldkind“ und „schwarzem Schaf“ IMMER gleich sind, stellte sich für mich irgendwann die Frage, welche „dunkle Kraft“ hier wirkt.
Es ist wie ein Spinnennetz, dass über allen „Beteiligten“ in dieser Systemtik liegt. Die Geschwister sind auf der einen Seite verbunden, werden jedoch durch Manipulation und „subtile Aufträge“ auf der anderen Seite gegeneinander ausgespielt, aufgehetzt und entzweit.
Das „schwarze Schaf“ in der Familie zu sein bedeutet, dass man vieles ertragen muss. Ständige Kritik, zynische Kommentare, herablassende Bemerkungen, in Gegenwart von anderen Menschen vorgeführt zu werden verursacht schwere seelische Wunden.
Doch auch die „Goldkinder“ haben es nicht wirklich leicht. Gerade weil sie viel besser behandelt werden fällt es ihnen auch als Erwachsene oft schwer diese Manipulation zu erkennen. Mit einem klaren Blick hinzuschauen würde bedeuten, dass sie evtl. z. B. auf die Aufmerksamkeiten, die Geldgeschenke usw. verzichten müssten und so bleiben sie auch als Erwachsene in den Rollen dieses toxischen Netzes gefangen.
Die Erkenntnis darüber was Dir widerfahren ist und das Verstehen wie sehr Du manipuliert wurdest, ist der erste Schritt hin zur Veränderung.
Nimm Dir Zeit für Dich und schau Dir alles aus einer „Vogelperspektive“ an. Die Reflektion der bestehenden – wahrscheinlich toxischen – Beziehungen und das Erkennen der emotionalen Abhängingkeit ist dann ein weiterer Schritt um den Schleier der Verblendung zu lüften und das ganze Ausmaß zu erkennen.
Informiere Dich über das Thema Narzissmus und rede mit Menschen die gleiches oder ähnliches erfahren haben. Das wird Dir helfen die Zusammenhänge zu Deiner jetzigen Situation bzw. Deiner Prägungen noch besser zu erkennen.
Wichtig ist: LASS DIR ZEIT für diesen Prozess!
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es sehr überfordern kann wenn man alle „Schubladen“ auf einmal aufreißt.
Das wichtigste ist, dass man die „Wurzel“ all des Leids erkennt und diese dann in die Hände von Jesus übergibt. ER wird uns heilen und all die Last von uns nehmen.
Wenn es nötig ist dann suche Dir Unterstützung in einer psychologischen Therapie, bei einem GUT AUSGEBILDETEN Therapeuten, einem psychologischen Berater/Coach oder einem Seelsorger der/die eine ganzheitliche Sicht hat und ganz im Sinne Gottes wirkt.
WICHTIG ist, dass dieser Begleiter EIGENE Erfahrungen mit Narzissmus durchlebt hat und mit der Hilfe Gottes daraus befreit wurden!